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Mannheim/Schwetzingen

Die Verlegung der Residenz von Heidelberg nach Mannheim im Jahr 1720 durch Kurfürst Carl Philipp (1661/reg. 1716–1742) war für die neue Residenzstadt auch gleichzeitig der Beginn einer höfischen Musikkultur. Doch erst unter der Regentschaft seines Nachfolgers, des Musik liebenden Kurfürsten Carl Theodor (1724/reg. 1743–1799), entstand in den Jahren von 1747 bis 1778 mit Hilfe der beispielhaften Arbeit von Johann Stamitz, Ignaz Holzbauer und Christian Cannabich eine Hofkapelle ganz eigener Prägung. Denn diese Hofkapelle ging entgegen der gängigen Meinung nicht aus der Zusammenlegung der Innsbrucker und Düsseldorfer Hofkapellen hervor, sondern entstand ab 1747 tatsächlich neu. Dank der großzügigen kurfürstlichen Förderung, die neben repräsentativen Aspekten nachweislich von ernsthaftem persönlichem Interesse geprägt war, avancierte die Kurpfalz – und hier insbesondere der Regierungssitz Mannheim – in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer der führenden Musikmetropolen in Europa, die Hofkapelle gehörte zu den größten Ensembles europaweit.

 

Musikliebhaber aus ganz Europa – Hochadel, geistliche Würdenträger, Künstler, Bildungsreisende und auch Abenteurer – kamen nach Mannheim und Schwetzingen, um die Hauptanziehungspunkte der Hofmusik, die prächtig ausgestatteten Opern und die musikalischen Akademien (Hofkonzerte), mitzuerleben. Die historischen Wirkungsstätten, der Rittersaal im Mannheimer Schloss, der Tanzsaal (heutige sog. Mozartsaal) und das kleine Schlosstheater in Schwetzingen, sind noch vorhanden.

 

Die Leistungen dieser Hofmusik, vor allem auf dem Gebiet der Orchestermusik, sind unter dem Begriff »Mannheimer Schule« als eigene Epoche in die Musikgeschichtsschreibung eingegangen und werden unter diesem Namen bis heute weltweit anerkannt. Der Begriff »Mannheimer Schule«, der sich vor allem seit 1902 durch die Studien Hugo Riemanns eingebürgert hat, oder auch andere populäre Begriffe, wie »Mannheimer Hofkapelle« oder »die Mannheimer«, benennen lediglich den Regierungssitz, nicht aber die tatsächlichen Wirkungsstätten der Hofmusik. Denn Kurfürst Carl Theodor verbrachte nicht wie andere Fürsten nur einige Wochen des Jahres in seiner Sommerresidenz. Im Jahresturnus festgeschrieben war vielmehr die jeweils halbjährliche Anwesenheit des Kurfürsten – und damit auch seiner Hofmusik – in seinen Residenzen in Mannheim und Schwetzingen: von Anfang November bis Ende April in Mannheim und die Sommermonate von Anfang Mai bis Ende Oktober in Schwetzingen. Auf die Hofmusik bezogen sprachen die Zeitgenossen daher auch von der »kurpfälzischen« bzw. nach der Übersiedlung des Hofes nach München 1778 von der »pfalzbayerischen« Hofmusik.  (Text: Bärbel Pelker)

 

Notenausgaben

 

(ein ausführliches Publikationsverzeichnis finden Sie hier)

 

Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors, hg. von Ludwig Finscher, Mannheim 1992.

 

Jochen Reutter: Studien zur Kirchenmusik Franz Xaver Richters (1709–1789) (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle1), 2 Teilbände, Frankfurt am Main [u.a.] 1993.

 

Mozart und Mannheim. Kongressbericht Mannheim 1991 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 2), hg. von Ludwig Finscher, Bärbel Pelker u. Jochen Reutter, Frankfurt am Main [u.a.] 1994.

 

Wolfram Enßlin: Niccolò Piccinni: Catone in Utica. Quellenüberlieferung, Aufführungsgeschichte und Analyse (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 4), Frankfurt am Main [u.a.] 1996.

 

Bärbel Pelker: Art. »Mannheimer Schule«, in: MGG2, Sachteil 5, hg. von Ludwig Finscher, 2. Aufl., Kassel u.a. 1996, Sp. 1645–1662 (eingeschränkter freier digitaler Zugriff).

 

Wilhelm Herrmann: Hoftheater – Volkstheater – Nationaltheater. Die Wanderbühnen im Mannheim des 18. Jahrhunderts und ihr Beitrag zur Gründung des Nationaltheaters (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 5), Frankfurt am Main [u.a.] 1999.

 

Bärbel Pelker: »... ›es läst sich eine schöne Musik machen‹. Die Mannheimer Hofmusik im Zeitalter Carl Theodors«, in: Lebenslust und Frömmigkeit. Kurfürst Carl Theodor zwischen Barock und Aufklärung, hg. vom Reiss-Museum Mannheim [u. a.], Regensburg 1999, 1. Bd., S. 293–303.

 

Rüdiger Thomsen-Fürst: »Expedition ins Paradies der Tonkünstler. Das Forschungsprojekt ›Geschichte der Mannheimer Hofkapelle im 18. Jahrhundert‹ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften«, in: Niedersachsen in der Musikgeschichte. Zur Methodologie und Organisation musikalischer Regionalgeschichtsforschung. Internationales Symposium Wolfenbüttel 1997, hg. von Arnfried Edler u. Joachim Kremer, Augsburg 2000, S. 117–125.

 

Mannheim – Ein Paradies der Tonkünstler?. Kongreßbericht Mannheim 1999 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 8), hg. von Ludwig Finscher, Bärbel Pelker u. Rüdiger Thomsen-Fürst, Frankfurt am Main [u.a.] 2002.

 

Eugene K. Wolf: Manuscripts from Mannheim, ca. 1730–1778. A Study in the Methodology of Musical Source Research (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle9), Frankfurt am Main [u.a.] 2002.

 

Abbé Vogler. Ein Mannheimer im europäischen Kontext. Internationales Colloquium Heidelberg 1999 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 7), hg. von Thomas Betzwieser u. Silke Leopold, Frankfurt am Main [u.a.] 2003.

 

Hofoper in Schwetzingen. Musik, Bühnenkunst, Architektur, hg. von Silke Leopold u. Bärbel Pelker, Heidelberg 2004.

Inhaltsverzeichnis

 

Bärbel Pelker: »Mozart und die Mannheimer Hofkapelle«, in: Mozart in Mannheim (= Mannheimer Hochschulschriften 5), hg. von Hermann Jung, Frankfurt am Main [u.a.] 2006, S. 1–21.

 

Bärbel Pelker: »Im ›Paradies der Tonkünstler‹. Die Hofmusik des Kurfürsten Carl Theodor«, in: Geschichte der Stadt Mannheim, hg. von Ulrich Nieß u. Michael Caroli, Ubstadt-Weiher 2007, 1. Bd., S. 486–500.

 

Rüdiger Thomsen-Fürst: »Lautenisten und Lautenmusik am kurpfälzischen Hof in Mannheim«, in: Johann Georg Pisendel – Studien zu Leben und Werk. Bericht über das internationale Symposium vom 23. bis 25. Mai 2005 in Dresden (= Dresdner Beiträge zur Musikforschung 3), hg. von Ortrun Landman u. Hans-Günter Ottenberg, Hildesheim [u.a.] 2010, S. 587–513.

 

Bärbel Pelker: »The Palatine Court in Mannheim«, in: Music at German Courts, 1715–1760. Changing Artistic Priorities, hg. von Samantha Owens, Barbara M. Reul u. Janice B. Stockigt, Woodbridge 2011, S. 131–162.

 

Rüdiger Thomsen-Fürst:: »›…unsere wonneduftende Flöte…‹. Überlegungen zur Kammermusik mit Flöte am Hofe Carl Theodors in Mannheim«, in: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2010, hg. von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Heidelberg 2011, S. 171–183; (eine reicher illustrierte Fassung dieses Aufsatzes erschien in: Tibia. Magazin für Holzbläser 36 (2011), S. 483–493).

 

Matthias Kohl/Bärbel Pelker: Mannheims kurpfälzische Hofgeigenbauer Jacob Rauch und Mathias Gülich, Schwetzingen 2015.

 

Matthias Kohl/Bärbel Pelker: Die Musikinstrumente der kurpfälzischen Hofmusik im Barockschloss Mannheim, Schwetzingern 2016.

 

Bärbel Pelker/Rüdiger Thomsen-Fürst: Georg Joseph Vogler (1749–1814). Materialien zu Leben und Werk unter besonderer Berücksichtigung der pfalz-bayerischen Dienstjahre, (= Quellen und Studien zur Geschichte der Mannheimer Hofkapelle 6), 2 Teilbände, Frankfurt am Main [u.a.] 2016.

 

Bärbel Pelker: Die kurpfälzische Hofmusik in Mannheim und Schwetzingen (1720 – 1778), in: Süddeutsche Hofkapellen im 18. Jahrhundert: Eine Bestandsaufnahme (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik 1), hg. von Silke Leopold und Bärbel Pelker, Heidelberg 2018, S. 195–366.

 

»Es ist nur ein Dorf.« Schwetzingen mit den Augen Leopold Mozarts. Begleitpublikation zur Ausstellung im Karl-Wörn-Haus, Museum der Stadt Schwetzingen, vom 28. April – 28. Juli 2019 aus Anlass des 300. Geburtstages des Komponisten (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik 3), hg. von Rüdiger Thomsen-Fürst, Heidelberg 2020.

 

Johann Stamitz und die europäische Musikermigration im 18. Jahrhundert (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik 4), hg. von Sarah-Denise Fabian, Silke Leopold, Panja Mücke u. Rüdiger Thomsen-Fürst, Heidelberg 2021.

 

Friedrich Carl Kaiser: Carl Stamitz (1745–1801). Biographische Beiträge – Das symphonische Werk – Thematischer Katalog der Orchesterwerke. Neu hg. von Johannes Knüchel (= Schriften zur Südwestdeutschen Hofmusik 2), Heidelberg 2023.

 

Rüdiger Thomsen-Fürst: »Die Mannheimer Schule. Ein Faktencheck«, in: Carl Theodor. Ein Kurfürst in bewegten Zeiten, hg. von Hiram Kümper, Oppenheim am Rhein 2024, S. 118–133.

 

Ursprüngliche Quelle: Website der ehemaligen Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der Wissenschaften